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Hebammen und Doulas in Schweden tragen zum Abbau kultureller und sprachlicher Barrieren bei

„Als Hebamme unterstützt man Frauen im gebärfähigen Alter. Ich habe in der vor- und nachgeburtlichen Betreuung sowie in der Entbindung gearbeitet. Gegenwärtig bin ich Teil des Projekts ‚Doula och kulturtolk‘, in dessen Rahmen in Schweden Doulas und Kulturdolmetscher zur Verfügung gestellt werden, um die Erfahrungen von Frauen mit Migrationshintergrund in Bezug auf die Gesundheitsversorgung und ihren Schwangerschaftsverlauf zu verbessern“, erklärt Maria Fogelström, eine Hebamme, die am Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm tätig ist.

„Es ist ein wunderbares Projekt. Frauen mit Migrationshintergrund haben die Möglichkeit, sich von einer Doula unterstützen zu lassen – also einer Frau, die ihre Muttersprache spricht, mit ihrer Kultur vertraut und im Umgang mit werdenden Müttern während Schwangerschaft und Entbindung und danach ausgebildet ist. Meine Hauptverantwortung als Hebamme besteht darin, das medizinische Wohlbefinden der gebärenden Mutter und des Säuglings zu gewährleisten. Die Doula erhält von mir nötigenfalls Anweisungen, kümmert sich im Allgemeinen aber um die emotionalen und psychischen Bedürfnisse der Frauen.“


Maria erinnert sich an eine Geburt, bei der ihrer Zusammenarbeit mit einer Doula einen erheblichen Unterschied machte

„Die Gebärende kam aus Nordafrika und sprach kein Schwedisch. Sie hatte eine Genitalverstümmelung durchlebt und hatte keinen Partner, sie war also besonders verletzlich. Als ich zur Entbindung kam, hatten die Doula und die Frau bereits eine Beziehung und damit eine Verbindung zueinander aufgebaut. Es war toll, denn die Entbindung verlief dadurch reibungslos. Es ist entscheidend, sich während der Entbindung sicher zu fühlen. Wir drei zusammen – drei Frauen, die partnerschaftlich zusammenarbeiten – das war gewaltig.

In gewisser Hinsicht war ich schon immer eine Hebamme. Ich habe die Entbindung schon immer als etwas angesehen, das Frauen zu selbstbestimmtem Handeln befähigt. Meine Mutter beschrieb die Entbindung als eine für sie sehr positive Erfahrung. Als Feministin war es daher schon immer mein Ziel, Hebamme zu werden“, erklärt Maria, die seit ihrem Bachelor-Abschluss in Krankenpflege und einer Spezialisierung auf Geburtshilfe im Jahr 2009, also seit über zehn Jahren als Hebamme arbeitet.

„Ich bin der Ansicht, dass die sexuelle und reproduktive Gesundheit Einfluss auf das Selbstwert- und Lebensgefühl eines Menschen hat. Als Hebamme bin ich bestrebt, andere Frauen zu unterstützen, und ich bin der Überzeugung, dass ich mit der Art und Weise, wie ich Frauen behandle und befähige, etwas bewirke“, sagt sie.


Die Perspektive der Doula: eine ruhige Umgebung für die gebärenden Frauen schaffen

Die Partnerschaft zwischen Hebammen und Doulas verbessert die Geburtserfahrung von Frauen mit Migrationshintergrund. Rima, die ursprünglich aus Syrien stammt, aber bereits seit mehr als 20 Jahren in Schweden lebt, erklärt: „Wir Doulas sorgen dafür, dass sich die Frauen entspannt und sicher fühlen. Wir schlagen eine Brücke zwischen Gebärender und Hebamme. Wir verdolmetschen alles, was die Hebamme sagt. Hebammen und Doulas haben unterschiedliche Rollen, arbeiten jedoch zusammen, um eine ruhige und beruhigende Umgebung zu schaffen. Sowohl für Hebammen als auch für Doulas stehen die Frau und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt.

Manchmal will die Mutter meine Hand nicht loslassen und will nicht, dass ich den Raum verlasse. Ich fühle mich wie ihre große Schwester oder Mutter. Ich erinnere mich an eine Entbindung, bei der die Gebärende ein wenig Schwedisch sprach, aber zu müde war, um zu kommunizieren, und zu verängstigt, um Anweisungen zu befolgen. Ich habe geschafft, sie zu beruhigen. Nach nur einer Stunde begannen wir, gemeinsam Übungen zu machen und sie war in der Lage, die Anweisungen zu befolgen, was zu einer erfolgreichen Entbindung führte. Was mich in diesen Momenten am meisten mit Stolz erfüllt, ist das Wissen, dass ich einer hilfsbedürftigen Frau behilflich sein kann.

Viele Frauen sind bei der Entbindung verängstigt. Auch ich hatte Angst. Daher verstehe ich, was sie durchmachen. Ich weiß, wie wichtig die richtige Unterstützung ist. Insbesondere, wenn sie von jemandem kommt, der deine Sprache spricht und versteht. Ich wollte schon immer anderen Menschen helfen und sie unterstützen, und dieser Wunsch hat sich während meiner Arbeit als Doula nur verstärkt.“




Quelle: Weltgesundheitsorganisation Regionalverbund für Europa



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